Die zwei Leben des Michael Schumann

Der Siegener Künstler stellt in Hees Bürowelt Bilder unter dem Titel „HIGHWAY TO HELL“ aus

Es ist schon die 10. Ausstellung auf der geschwungenen Rampe, die die Eingangshalle der Firma Hees Bürowelt mit dem ersten Stock verbindet. Bei den 17 großformatigen Werken überwiegen kräftige, frische Farben. Zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen erkennt der Betrachter, dass der Titel „Highway to Hell“, angelehnt an einen Hit der australischen Band ACDC, die tagtägliche Wirklichkeit beschreibt, die Michael Schumann bei der Zeitungslektüre empfindet: Krieg, Zerstörung, Krisen, Flucht…. Sein Fazit: „Wir leben schon in der Hölle.“ Und dieser Empfindung will er mit seiner künstlerischen Arbeit Ausdruck verleihen.

Vom Professor zum Maler

Gemalt hat Michael Schumann schon als kleiner Junge, unter der Anleitung seiner künstlerisch begabten Tante. So war sein Plan zunächst auch ein Kunststudium. Sein lebenserfahrener Großvater: „Kind, studiere etwas Vernünftiges. Mit Kunst kannst du nichts verdienen.“ Und so hat Michael Schumann in den folgenden fast 50 Jahren, darunter einige Jahrzehnte als Professor für Jugend- und Erwachsenenbildung an der Uni Siegen, kein Bild mehr gemalt: „Akademiker und nebenbei Künstler zu sein, hätte mich zerrissen.“ Das änderte sich 2007 nach seiner Pensionierung. Da war er 65 Jahre alt. Sofort schrieb er sich als Gaststudent im Fachbereich Kunst an „seiner“ Uni ein und nahm an der Sommerakademie von Ulrich Langenbach teil. Inzwischen hat Michael Schumann ein eigenes Atelier. Zu Hause, in seinem ehemaligen Arbeitszimmer, in dem nun kein Bücherschrank mehr steht. Stattdessen riecht es nach Farbe, die er selbst mischt.

Farbe ist wichtiger als Form

„Ich probiere alle Techniken aus“, sagt Michael Schumann. Doch bei seinen Bildern fallen die kräftigen Farben und große Linienführungen auf. Diese Liebe zur Farbe hat er in Siegen bei Professor Bechinger entwickelt, der inzwischen in Stuttgart lehrt. „Die Farbe erschließt mir die Form.“

Die Idee

Die Grundlage für die aktuelle Ausstellung in Hees Bürowelt ist eine Reihe von Satellitenfotos aus den 1960er Jahren. Michael Schumann: „Sie zeigen aus großer Höhe die geologischen Strukturen des Planeten Erde in einer geradezu paradiesischen Schönheit.“ Doch dieses scheinbare Paradies überlagert er mit Bildern der Wirklichkeit aus der Nahsicht, schafft damit eine zweite Ebene und lässt damit die Ästhetik des Schönen immer mehr verblassen.

Kunst ist kein Journalismus

Wenn auch das Spektrum an Gemeinheit und Grausamkeit, Gewalt und Zerstörung kaum Grenzen kennt: Michael Schumann will seine Kunst nicht als missionarisch verstanden wissen, keine verschlüsselten Botschaften senden: „Meine Kunst ist kein Journalismus, sondern entspringt aus Empfindungen.“ Und ist voller Ideen. Auch auf die weiteren Projekte des Spätberufenen darf man gespannt sein.

Info:

„HIGHWAY TO HELL“ ist eine von insgesamt 23 Ausstellungen im Rahmen des Siegener Kunstsommers, der in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführt wird.

Eröffnung: Freitag, 4. Mai, 19 Uhr in Hees Bürowelt, Leimbachstr. 266, 57074 Siegen

Laufzeit bis 31. August 2018
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 8.00 bis 18.00 Uhr