Alltag in Portsmouth - Von Linksfahrern und Chips-Essern

Halbzeit in England. Alexandra hat schon zwei Wochen ihres Praktikums hinter sich, Zeit über erste Erfahrungen zu sprechen.

Alexandra arbeitet in der Marketingabteilung der Firma Harwin, einem internationalen Hersteller von elektronischen Steckverbindern. Mit ihrem 8-Stunden Arbeitstag bildet sie in der Gruppe der Praktikanten jedoch eine Ausnahme.

Trotz der verhältnismäßig langen Arbeitszeiten, machen die Kollegen und die ihr übertragenen Aufgaben diese aber längst wieder wett.  Denn ob Messevorbereitungen, Social Media Aktionen oder das Erstellen von Anfragen, Alexandra wird in allem voll integriert. Ein spannendes Praktikum, das neben der fremden Sprache auch fremde Aufgaben, wie etwa die Auswertung und Analyse der Social Media Kanäle beinhaltet und jeden Tag neue Herausforderungen bietet.

Die Sprachebarriere hat Alexandra inzwischen nahezu abgebaut, der tägliche Umgang mit der fremden Sprache macht das freie Sprechen zu einer Selbstverständlichkeit und fördert das Selbstbewusstsein, die Sprache zu nutzen. Besonders charmant: Durch Freundschaften mit Amerikanern hat sich Alexandra einen amerikanischen Akzent angewöhnt, der bei ihren Gasteltern regelmäßig für Belustigung sorgt.

Aber nicht nur die Gasteltern freuen sich über lustige Eigenarten ihrer Besucher. Auch Alexandra erfreut sich täglich der teils skurrilen Eigenheiten der Inselbewohner. Der Klassiker – schwarzer Tee mit Milch – ist wohl weithin bekannt, aber der enorme Chipskonsum gehört doch noch eher zu den Überraschungen. Ob als kleiner Snack zwischendurch oder als knuspriger Nachtisch, Chips gehen immer. Und da sind die Briten auch wesentlich experimentierfreudiger in den Geschmacksrichtungen als es die Deutschen sind: Salzig oder die Essigvariante bekommt man vielleicht auch in hiesigen Supermärkten, bei  Limette-Korianderchutney oder Mango-Chilichutney wird es dann aber doch schon schwieriger.

Andere Klischees, wie etwa das „ full english Breakfast“ mit Ei, Toast, Bacon, gekochte Tomaten, baked Beans und Hash Browns (eine Art Kartoffelrösti) gehören aufgrund des Zeitaufwands tendenziell eher der Vergangenheit an oder werden als besondere Gaumenfreude an Wochenenden zubereitet.

Bekannt und doch als kleines Problem stellte sich bisher lediglich der Linksverkehr heraus: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und beim Überqueren der Straße in die richtige Richtung nach Autos zu schauen, ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. In London reagierte man inzwischen auf die bekannte Problematik, indem man auf die Straße schrieb aus welcher Richtung die Autos kommen.   Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, auch wenn es erst einmal übertrieben scheint.

Neben der Fahrtrichtung unterscheidet sich aber auch das Verhalten im Nahverkehr deutlich von unserem. Möchte man beispielsweise mit einem der weltbekannten Doppeldecker Busse fahren, reicht es keinesfalls zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Haltestelle zu stehen. Macht man nicht durch ein Handzeichen auf sich aufmerksam, kann es durchaus passieren, dass der Bus an einem vorbeifährt. Hat man dieses erste Hindernis jedoch überwunden und die traumhafte Landschaft oder das bunte Stadttreiben ausgiebig während der Fahrt bewundert, sollte man beim Verlassen unbedingt darauf achten, sich beim Busfahrer zu bedanken. Höflichkeit schreibt man in „good old Britain“ nämlich groß. Eine Eigenheit, die Touristen sehr gelegen kommt, denn weiß man einmal den Weg nicht und fragt einen Briten, so kann es einem leicht passieren, dass man sich in einer ganzen Traube hilfsbereiter Briten wiederfindet, die einem den Weg weisen möchten.

Bei dem Hang zu Einheitsbauten der Engländer ist es teilweise allerdings auch bitter nötig mehrere Personen um ihre Einschätzung des richtigen Weges zu fragen. Gerade Portsmouth ist für seine langen Straßen mit den immer gleich aussehenden schmalen Häusern und den vielen Autos bekannt. Da kann man sich gerade als Tourist schnell einmal verlaufen.

Ob Alexandra auch weiterhin immer den richtigen Weg findet oder sich doch noch verläuft, erfahrt ihr im nächsten Teil unserer Reihe.