Kunst zum Thema „Rampensau“

Von Wolfgang Leipold

Schülerinnen und Schüler von 3 Siegener Gymnasien präsentieren ihre Werke auf der Rampe von Hees Bürowelt

Die Idee hatte Franz Josef Weber, einer der kreativen Köpfe des Kunstvereins Siegen: Den Oberbegriff „Rampensau“ zum Thema des Kunstunterrichts zu machen. Bewusst auch in mehrfacher Bedeutung: Denn „Rampensau“ steht sowohl für einen leidenschaftlichen Bühnenkünstler wie auch für Menschen, die sich selbst gerne in den Mittelpunkt stellen und dabei andere in den Hintergrund drängen. Und der Ausstellungsort, die nach oben geschwungene Rampe der Firma Hees Bürowelt, trägt ihren Teil zum Ausstellungsmotto bei.

Das Spannende dieser Idee: Zu Beginn dieses Projekts vor etwa 2 Monaten wusste keine der beteiligten Kunstlehrer/innen und auch ihre Schüler nicht, wie die anderen sich diesem Thema nähern würden. Ob Medium, Material, Format: Alle konnten frei entscheiden. Ali vom Weidenauer Fürst-Johann-Moritz Gymnasium: „Je freier, umso schwieriger. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen und haben sehr viel Kreativität eingesetzt.“ Zum Beispiel Levi mit „Sauwohl“, durchaus provokanter Kunst, die den hohen Fleischkonsum unserer Gesellschaft aufs Korn nimmt. Kristina und Vanessa Hammerschmidt wiederum haben das Leitthema ganz wörtlich genommen. Im Mittelpunkt ihres farbenfrohen Acrylbildes steht eine kleine Band auf der Bühne. Das Besondere: Alle haben Schweineköpfe. Auch wirkliche, inzwischen schon verblichene Rampensäue sieht man: David Bowie etwa oder Elvis und, ganz im Kunststil Andy Warhols, die Pop-Ikone Marylin Monroe. Selbst der erfolgloseste Skispringer der Sportgeschichte hat es in die Siegener Ausstellung geschafft: „Eddie the Eagle – eine Sau auf der Rampe“. FJM-Lehrerin Nina Evers: „Die Bilder zeigen auch die verschiedenen Facetten der Schülerpersönlichkeiten.“

Makrofotografien, Aquarelle und bemalte Baumwolltaschen und auch ironisierende Selbstporträts sind die Markenzeichen der Kunstklasse des Eiserfelder Gymnasiums auf der Morgenröthe. Kunstlehrerin Imke Nöll dazu: „Einige sind ins Freie gegangen und haben die Architektur der Umgebung ihrer Schule gezeichnet.“ Sehr tiefgründig dagegen die Arbeiten der Oberstufenschüler des Peter-Paul-Rubens Gymnasiums - und dabei äußerst kreativ. Eine Fassade aus Legosteinen, Schichten einer Persönlichkeit, hinter denen sich wie Waben verschiedene Facetten verstecken, ein halb verhülltes Gesicht, das die innere Gefühlswelt nur in Ansätzen zum Vorschein bringen lässt, oder eine nackte Tänzerin in der Natur: Die Bilder und Mini-Skulpturen lassen viele Deutungen zu.

„Das Spannende für uns war: Wie passt das alles zusammen?“, hat sich zunächst auch Kunstlehrerin Susanne Aardema vom Peter-Paul-Rubens Gymnasium gestellt. Das Ergebnis zeigt: Es passt. Denn die Gemeinsamkeit aller ausgestellten knapp 70 Arbeiten ist die Präsentation: Alle Werke der jungen Künstler sind weiß gerahmt und auf großen, weißen Platten befestigt. Das macht es dem Betrachter leichter, sich auf diese Unterschiedlichkeiten einzulassen. Und für die Hängung haben sich die SchülerInnen von Profis inspirieren lassen: dem Museum für Gegenwartskunst. Vielleicht wird von einigen der jungen KünstlerInnen sogar noch mehr zu sehen sein: Levi und Leila werden nach dem Abitur an Kunsthochschulen studieren.

Zitate: „ Von der Kunst über die Kuratierung bis zur Hängung: Alle Herausforderungen haben die Schüler selbst gelöst.“ (Susanne Aardema, Lehrerin am PPR-Gymnasium.)

„Diesmal wurden alle Rekorde der bisherigen Ausstellungseröffnungen gebrochen: Über 150 Gäste waren da.“ (Jan Schöne, Abteilungsleiter Marketing Hees Bürowelt)

Info: Die Ausstellung „Rampensau“ in Hees Bürowelt, Siegen Leimbachstraße 266, läuft noch bis zum 31. März 2020 (Mo. – Fr., 8 bis 18 Uhr)